Liebe Malou

In den letzten sieben Jahren habe ich zwei Trennungen, vier Jobverluste und den Abbruch vieler Freundschaften und sogar das Ende der Beziehung mit meiner Schwester erlebt. Ich dachte eigentlich, das genügt ... Mir geht die Puste aus und ich habe keine Lust mehr auf Prüfungen, Prüfungen, Prüfungen. Ist eine solche Saturphase immer wieder mit Scheitern verbunden? Ich meine, woran kann ich denn noch scheitern, es gibt beinahe nichts mehr, was noch geblieben ist, aber sehr viel wovor ich nun Angst habe . ich war immer ein sehr spiritueller Mensch, der Glaube war mein Halt, mein Pfeiler, meine Rettung, in den letzten drie Jahren sogar meine "Beziehung", vor allem mein Trost, aber ich kann nicht mehr beten und nicht mehr glauben. Ich war auch schon seit drei Jahren mit keinem Mann mehr zusammen und traue mich kaum, einen anzuschauen, weil ich Angst vor weiteren Verletzungen habe. Aber ein gutes gibt es doch zu berichten: Ich habe meine "kleine Alkoholsucht" in den Griff bekommen, ich trinke nicht mehr, wenn es mal wieder auf und ab, hin und zurück geht, sondern bleibe bei mir. Aber es fehlt mir die Perspektive und die Aussicht, das alles so weitergehen bzw. noch einmal anstrengend werden soll, raubt mir buchstäblich jeden Lebensmut.

Liebe Malou

Zuerst zum Thema Trinken und kleine Alkoholsucht: Eine völlig nüchterne, rationale und sachliche Seele wirst Du vermutlich nie sein. Mit Deinem Neptun am Aszendenten brauchst Du Bereiche, in denen Du loslassen kannst, in dem Du Rauschhaftes, Traumhaftes, Mystisches und Entgrenztes erleben kannst. Die Frage ist, wie das auf eine Art und Weise geschehen kann, die Dir nicht schadet.

Anhand Deines Horoskops nehme ich eine sehr emotionale, dynamische und leidenschaftliche Persönlichkeit wahr. Mit einer Ballung von Planeten im Schützen stürmt ein Teil von Dir vorwärts wie ein ungebrochenes wildes Pferd, immer auf der Suche nach Neuem, mutig und offen. Ein sehr sensibler Teil wird vom Waagemond im zurückgezogenen 12. Haus repräsentiert, der ein Quadrat zum Saturn macht. Dieser Teil mit seinen Verletzungen und seiner selbstquäterischen Tendenz hält sich eher im Verborgenen, schützt seine Verletzbarkeiten hinter einer illustren und glänzenden Fassade.

Ich kann sehr gut nachempfinden, dass Du, wie Du sagst, in der Essenz ein spiritueller und gläubiger Mensch bist, der im Moment durch viele Schwierigkeiten ein Stück weit erschüttert und entmutigt wurde. Ein grosser Mut ist eigendlich Teil Deiner Persönlichkeit, aber ich denke, dass die Zeit der heftigen Saturnaspekte eine grosse Beengung und Verunsicherung erzeugt haben. Deine Beschreibung dieses Zustandes, Verbindungen, die in die Brüche gehen, Enttäuschungen, Entmutigungen, das Gefühl, überall zu scheitern, ist sehr typisch für so eine Saturnepisode. Und manchmal ist so eine Zeit gerade für eigendlich positiv gestimmte Menschen besonders belastend, weil ihnen diese beengenden und strengen Energien im Grunde fremd sind.

Die schlimmen Saturnquadrate sind vorbei und abgeschlossen. Allerdings wird Saturn in Kürze Dein 12. Haus betreten und eine Konjunktion zu Deinem Mond eingehen. Das Ende einer schwierigen Phase ist aus astrologischer Sicht also noch nicht da, aber es ist abzusehen. Saturn wird gegen Ende 2012 Deinen Aszendenten überschreiten. Es beginnt dann ein ganz neuer Zyklus, in dem Du die Ernte Deiner Prüfungen einfahren kannst. Bis dann brauchst Du einen langen Atem und noch etwas Geduld. Nicht einfach für Dein Schützeherz, ich weiss!

Saturn kommt streng daher, aber er hat eine gute Absicht. Es geht in dieser Zeit darum, ein neues und tieferes Verständnis von Erwachsensein und Reife zu schaffen. Dass diese Begegnung für vitale und lebensfrohe Naturen wie Dich besonders schwierig ist, ist gut zu verstehen.

Und nein, Saturntransite sind keineswegs immer mit Scheitern verbunden. Oft kommt nur die Angst vor dem Scheitern hoch, Fantasien, was alles schief gehen könnte und was man alles verlieren oder falschmachen könnte. So ein schwieriger Transit kann sich auf der äusseren Ebene abspielen, er kann aber auch ein völlig interner Prozess sein, der sich als Sorgen, zwanghaftes Denken manifestiert.

Die wichtigste Frage wäre, wie Du wieder zu Deiner Spiritualität, Deinem Urvertrauen und Deinem Glauben finden kannst. Ich denke, dass das sehr wichtig wäre. Dein Neptun am Aszendenten und Deine Ballung von Planeten im Schützen sind auf Vertrauen und Glaubenssysteme angewiesen. Sie sind Deine wichtigsten Unterstützer, Deine Verbündeten, Dein Durchhaltevermögen, Dein langer Atem, Deine Kraft. Ich vermute, dass sich alles entspannen und sehr vieles auflösen wird, wenn Du wieder Zugang zu diesen Bereichen gefunden hast. Was würde Dich darin unterstützen? Stille, oder die Gesellschaft anderer? Was brauchst Du dabei am meisten? Wie kannst Du es Dir holen? Gibt es kleine Rituale, mit denen Du diese Räume wieder öffnen könntest?

Vielleicht kann Dich trotz aller Schwierigkeiten Saturn darin unterstützen, Deine eigene Meisterin zu werden und diese für Dich so essentiellen Dinge wieder in Dein Leben zu rufen. Und vergiss bitte nicht, Deinem Körper Gutes zu tun, auf seine Botschaften zu hören und Dein gestresstes Nervensystem wo immer es geht, herunterfahrenzulassen. Was hilft Dir dabei? Natur? Kunst? Gespräche? Bücher? Alles, was Dir ein Gefühl von Weite und Entspannung gibt, ist jetzt richtig. Ein neues Kapitel ist in der Entwicklung begriffen, Du kannst Dir jetzt ausmalen, wie es aussehen soll. Alles Liebe.